Eine Erinnerung an den Anfang 2015:
Ja, das erste Kinderbuch ist auf dem Markt, das
nächste liegt bei der Lektorin, ein Handbuch für Erwachsene ebenso. Momentan schreibe ich an einem Buch für Jugendliche und außerdem sind da noch viele andere Ideen.
Und jedes Mal muss ich schreiben. Das macht mittlerweile richtig Spaß und es fließt einfach so aus mir, aus meinem Herzen heraus.
Aber das war nicht immer so!
Kurz bevor ich mein erstes Buch veröffentlichen wollte – mit einem Kloß im Bauch – fand ich ES.
ES – mein Aufsatzheft aus der 4.
Klasse. „Anja Frenzel, Aufsätze, Klasse 4a“ stand darauf. Ein freundliches blaues DIN A 5 Heft mit rot abgesetzten Linien. Einen Dank an meine
Eltern, die es aufbewahrt haben.
Aber der Inhalt …
Ich las die Aufsätze meiner Kindheit Stück für Stück und fast jedes Mal erinnerte ich mich wirklich. Ich erlebte quasi, wie stolz ich als Kind war und wieviel Spaß ich beim Schreiben hatte. Ja, das war ein super Gefühl, so voller Fantasie, frei, lebendig und einfach schreiben, schreiben, schreiben.
Und dann waren da Kommentare mit Rotstift … mir zog sich der Magen zusammen, als ich versuchte, diese zu entziffern. Sie waren deutlich geschrieben, doch vor mir verschwamm die Schrift.
„Sehr schön, aber …“ oder „Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, aber …“ u.ä. stand da geschrieben. Aber leider …
Irgendwo war da immer noch mein Kindergefühl in mir, was mir sagte „alles falsch, du hast dir so viel Mühe gegeben – ja – und so viel Freude gehabt – ja – aber leider
versagt, warum?
Die kleine Anja hat es damals nicht verstanden.
Und dann der Aufsatz der Aufsätze:
"Ein Groschen erzählt aus seinem Leben."
Das hat mir so richtig Spaß gemacht!
Mein Groschen hat echt etwas erlebt … dem ging es einen Tag richtig gut … Freizeitpark, nette Menschen, Eis, Schwimmbad … wer wünscht sich als Kind etwas anderes … ja, das war ein super Aufsatz, fand ich.
Meine Lehrerin, die ich wirklich mochte und die wohl ihr Bestes gab, schrieb auch, dass ich gut erzählt und lebendig geschrieben habe … ABER: da war es wieder: das ABER – es sollte
ein Bericht sein, also ein sachlicher, nüchterner Text, der nur Fakten eines armen Groschenlebens von Geldbörse zu Geldbörse wiedergeben sollte.
Hilfe: ein Bericht(!) über den Tag eines
Groschens!
Wer denkt sich so etwas aus? Wie kann ein 9-jähriges Kind dazu aufgerufen werden, den Tag eines armen Groschens zu berichten … Wie traurig ist das denn?
Da ich als Kind wohl eh nicht verstanden habe, was ein Bericht ist, habe ich auch nicht verstanden, was an meinem Aufsatz falsch war. Es kam halt an: begeisternd, lebendig, freudige Gefühle, aber leider FALSCH … Ich verstand die Welt nicht mehr, fragte aber auch nicht nach. Ich war einfach nur
traurig.
Und das zog sich so durch meine Schulzeit. Ich habe durch Grammatik und Rechtschreibung immer überlebt, aber der Glaubenssatz „ich kann machen, was ich will, meine Aufsätze sind immer falsch“ begleitete mich.
Und so kam es natürlich auch. Trotz großer Mühe habe ich das
Thema verfehlt oder nicht genau die Erwartungen der Deutschlehrer*innen getroffen. Und verstanden habe ich es selten.
Texte schrieb ich nur noch ungerne und gequält. Diese dann vorzulesen war
eine Qual mit zitternder Stimme und Schweißausbrüchen. Kennst du das?
Ja, und hier ist es: Mein erstes Kinderbuch! Mein Kinderbuch, das
auch noch äußerst gut ankommt. Wenn ich das mal früher gewusst hätte! Und meine Lehrer und Lehrerinnen! Und die Schüler und Schülerinnen, denen es so ging oder geht!
Doch mein Aufsatzheft aus der Klasse 4a wies mich noch auf etwas hin. Es gab noch etwas zu verarbeiten: Endlich darfst du gehen lieber Glaubenssatz, endlich nach 40 Jahren.
Tschüß! Adios!
Und der Glaube an Dich und viele Kinder!
Der Glaube an meine Bücher und Seminare!
Und nun ist er da: der Glaube an mich und meine Arbeit!
Erfreue dich an deiner Individualität und an der Individualität deiner Kinder! Bitte!
Und die Bitte: nimm das nicht so ernst, wenn jemand dir oder deinem Kind zu vermitteln versucht, dass eure Fähigkeiten nicht den ausgedachten Vorgaben entsprechen.
Bleibe lebendig, begeisterungsfähig und glaube an dich und deine Kinder!
Das habe ich auch gemacht, immer weiter und weiter. Wer mir 2015 gesagt hätte, was alles noch kommt ... Es hat sich wirklich gelohnt. Vor allem auf Herzensebene.
Und jetzt ist schon wieder ein neues
Buch zur Glückspunkt-Methode da! Beziehungsweise das
erste Buch total überarbeitet, mit neuen Illustrationen, frei, locker und noch strahlender!
Leb deine Träume und trau dich!
Es lohnt sich!
Von Herzen,
deine
Anja Frenzel